„Kommunikation in Beziehungen: Mehr als nur Worte“

Redest du mit deinem Partner oder kommunizierst du?

 

Es heißt oft, wir Frauen reden viel. Doch reden wir tatsächlich über das, was wir wirklich ausdrücken wollen? Oder bleibt unser wahres Anliegen dabei auf der Strecke? Ein zentrales Thema in vielen Beziehungen ist die Kommunikation. Aber warum ist das so? Warum versteht uns der Partner nicht, obwohl wir ständig versuchen, mit ihm zu sprechen?

Oft reden wir aneinander vorbei. Wir erwarten, dass unser Partner unsere Bedürfnisse erahnt, und fühlen uns gekränkt, wenn das nicht geschieht. Wie oft erwarten wir, dass er spürt, dass es uns schlecht geht? „Das muss man doch merken“, denken wir. Doch was erwarten wir eigentlich genau? Nur weil du gerade frustriert bist, muss dein Partner nicht sofort wissen, was in dir vorgeht, wenn er nach Hause kommt. Vielleicht hatte er selbst einen schwierigen Tag und möchte einfach abschalten.

Anstatt zu erkennen, dass auch er überfordert sein könnte, nehmen wir es ihm übel, dass er nicht merkt, wie es uns geht. Dabei wünscht er sich vielleicht genau das Gleiche: gesehen zu werden.

Wenn du beginnst, deine Bedürfnisse klar zu kommunizieren, anstatt Forderungen zu stellen, wirst du merken, dass sich die Kommunikation zwischen euch verändert. Du kannst die Worte deines Partners aus seiner Perspektive betrachten und leichter erkennen, ob sie tatsächlich an dich persönlich gerichtet sind oder ob er sich einfach nur in die Enge gedrängt fühlt.

 

Die häufigsten Kommunikationsfehler:

  1. Wir sehen nur unsere eigene Überforderung und übersehen, ob unser Partner überhaupt die Kapazität hat, sich auf uns zu konzentrieren.
  2. Wir erwarten, dass der Partner unsere Gefühle und Bedürfnisse von selbst erkennt, anstatt sie auszusprechen.
  3. Wir stellen Forderungen, anstatt zu sagen, wie wir uns fühlen und was wir wirklich brauchen.
  4. Wenn wir getriggert werden, schlüpfen wir oft in eine kindliche Rolle, anstatt im Erwachsenen-Ich zu bleiben.

 

Beispielsweise könntest du statt „Du verstehst mich nicht“ sagen: „Ich fühle mich unverstanden und wünsche mir, dass du mir zuhörst.“ Oder statt „Du bist nie da“: „Ich fühle mich gerade allein und hätte gerne eine Umarmung oder etwas Zeit mit dir.“

Ich-Botschaften helfen, das Gegenüber offen zu halten und die Situation nicht eskalieren zu lassen. Wenn du hingegen in Vorwürfen („Du-Botschaften“) sprichst, fühlt sich der andere oft angegriffen und schaltet auf Abwehr.

Ich erinnere mich gut daran, wie ich vor vielen Jahren begonnen habe, meine Kommunikation zu überdenken. Ich beobachtete mich selbst und stellte fest, wie oft ich Dinge forderte, ohne sie klar zu kommunizieren. Als ich das einige Zeit praktizierte, ohne dass ich dies bewusst meinem Partner mitteilte, passierte folgendes, eine Diskussion eskalierte, und mein Mann sagte plötzlich lachend: „Merkst du, dass wir gerade über etwas völlig Belangloses streiten?“ Diese Einsicht brachte uns beide zum Lachen und ich erzählte ihm daraufhin, dass ich seit längerem darauf achte in welcher Form ich meine Bedürfnisse kommuniziere.

Ein weiteres Beispiel: Ich hatte einen extrem schlechten Tag, und als mein Partner nach Hause kam, bemerkte ich wie ich aus einem Reflex heraus meinen Frust an ihm auslassen wollte. Doch anstatt das zu tun, bat ich ihn: „Gib mir bitte gerade Raum, sonst lade ich meine schlechte Laune an dir ab und du bekommst dadurch ein Paket, das gar nicht an dich adressiert ist.“ Er verließ den Raum, und als er nach einiger Zeit zurückkam, konnten wir ruhig über die Situation sprechen. Diese bewusste Pause half mir, meine Emotionen zu ordnen und zu erkennen, dass er nicht der Auslöser für meine Wut war.

Wir sagen oft, wir brauchen Raum, und wenn wir ihn bekommen, sind wir doch enttäuscht, weil wir eigentlich etwas anderes wollten. Deshalb ist es so wichtig, klar zu kommunizieren. Wenn ich heute Raum brauche, sage ich das. Wenn ich gehalten werden möchte, kommuniziere ich das ebenfalls. Natürlich klappt das nicht immer perfekt, aber oft gelingt es uns, die Situation zu entschärfen, bevor sie eskaliert.

Es ist wichtig zu erkennen, dass viele Konflikte nichts mit fehlender Liebe zu tun haben, sondern oft damit, dass einer von uns mit den eigenen Emotionen überfordert ist. Wenn wir das verstehen, fällt es uns leichter, Zurückweisung nicht persönlich zu nehmen.

 

Eigenverantwortung für die eigenen Gefühle

Dein Partner ist nicht für deine Gefühle verantwortlich – du bist es. Das heißt nicht, dass du alles akzeptieren musst, was dein Partner sagt oder tut. Du musst dich nicht wie ein „Mistkübel“ behandeln lassen, in den alle negativen Emotionen hineingeschüttet werden. Doch der Schlüssel liegt darin zu erkennen, ob dein Partner aus einem verletzten inneren Kind heraus kommuniziert oder aus seinem erwachsenen Ich.

Wenn du das erkennst, kannst du besser mit seinen Worten und Handlungen umgehen. Auf der anderen Seite solltest du auch bei dir selbst achtsam sein: Agierst du aus deinem verletzten inneren Kind heraus, wird es schwer, konstruktive Lösungen zu finden.

Eigenverantwortung bedeutet nicht nur, sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern, sondern auch zu erkennen, wann wir den anderen für unsere eigene Unzufriedenheit verantwortlich machen. Häufig liegt die Lösung darin, unsere eigenen Muster zu hinterfragen, bevor wir dem Partner die Schuld geben.

Die Balance zwischen Geben und Nehmen

Eine erfüllte Beziehung lebt von Geben und Nehmen, aber nicht auf der Basis von Verpflichtung oder Erwartung. Es geht darum, authentisch zu sein und dem Partner den Raum zu geben, sich ebenfalls authentisch zu zeigen. Es ist nicht deine Aufgabe, die Bedürfnisse deines Partners vollständig zu erfüllen. Doch wenn du seine Bedürfnisse kennst und sie respektierst, kannst du bewusst entscheiden, wie du darauf eingehen möchtest.

Es geht um Balance: Manchmal benötigen wir Raum für uns selbst, um uns zu regenerieren, und manchmal brauchen wir die Nähe und Unterstützung unseres Partners. Diese Balance zu finden, erfordert ständige Kommunikation und Anpassung, aber sie führt zu einer tieferen Verbindung.

Fazit:

  • Warte nicht darauf, dass dein Partner erkennt, wie es dir geht – sag es ihm.
  • Erwarte nicht, dass er deine Bedürfnisse erfüllt – erfülle sie selbst.
  • Bitte um Raum, wenn du welchen brauchst, und um Halt, wenn du eine Umarmung möchtest.
  • Vertraue darauf, dass in einer gesunden Partnerschaft beide Partner die Fähigkeit haben, einander zu unterstützen und sich selbst zu erfüllen.
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Eine Partnerschaft ist am stärksten, wenn beide Partner sich selbst kennen und ihre eigenen Bedürfnisse verstehen. Wenn du deine Eigenverantwortung erkennst und lebst, öffnest du den Raum für eine Partnerschaft, die auf Liebe, Erfüllung und gegenseitigem Respekt basiert. Anstatt vom Partner zu verlangen, Lücken in uns zu füllen, die aus der Vergangenheit stammen, erkennen wir, dass wir selbst die Kraft haben, diese Lücken zu schließen – und dadurch die Beziehung zu bereichern und den Partner immer mehr als Ergänzung zu sehen. Jemanden den wir nicht brauchen um glücklich zu sein, sondern mit dem wir unser Glück teilen und verdoppeln können und uns Freuen Zeit miteinander zu verbringen.

 

 

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